Wenn die Freunde versterben und Du bleibst dann zurück, denken alle, die noch leben, Du hattest halt Glück. Aber niemand kann fühlen, der es selbst nicht erlebt, wie Gedanken uns quälen, die man nicht gern erstrebt.
Wie darüber man nachdenkt, dass das Ende nun naht, wie man langsam vereinsamt und dann sehr schnell verzagt. Wenn man dabei dann anfängt, die langen Tage zu zählen und sich über die Nächte mit Schmerzen muss quälen.
Dann kommt schnell auch der Wunsch nach dem eigenen Ende und man formt zum Gebet seine schrumpelnden Hände. Man wünscht sich in Frieden und schmerzlos zu sterben, Überlebenden nicht noch das Dasein verderben. Doch all solche Wünsche werden selten erfüllt, ganz besonders, wenn man sie durch Schweigen verhüllt. Daher muss man im Alter, wenn die Genossen verscheiden, mit anderen Menschen die drohende Vereinsamung vermeiden. Denn wenn Worte uns fehlen, weil der Geist uns entschwindet, wenn man mürrisch und ungerecht den anderen empfindet, wenn man selbst an sich zweifelt und der Schmerz einen quält, wenn man nur noch an sich denkt, nichts andres mehr zählt,
dann naht bald das Ende, dann kommt bald die Zeit. Man macht seinen Frieden und ist schon bereit, sich Gedanken zu machen, wie den Abschied man findet, damit man doch glücklich ins Jenseits entschwindet. Helmut Laser August 2019